Es sieht schwer danach aus, dass Donald Trump für die Republikaner gegen Hillary Clinton um den Einzug ins Weisse Haus kämpfen wird. Angenommen, er gewinnt und wird Präsident der USA: Für Europa wäre das gar nicht so schlecht.
Gehen wir einmal davon aus, Donald Trump wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Rein hypothetisch natürlich, der Mann hat ja bekanntlich null Chance. Was uns die Vorwahlen bewiesen haben. Unmöglich also. Aber eben, nehmen wir an, es geht doch und das Undenkbare tritt ein. Er gewinnt.
Ausmisten und Reinemachen
Einmal ins Weisse Haus eingezogen, ist schwer zu vermuten, dass der Mann mit der Tolle nicht gleich den Roten Kopf drücken und den IS mit taktischen Nuklearbomben pulverisieren wird. Nein, er dürfte sich wie die meisten seiner Vorgänger auf die Innenpolitik stürzen, denn nur mit dieser punktet er bei seinen Anhängern. Es droht also das Ausmisten und Reinemachen mit dem ganz groben Reisbesen. Denn in den acht Jahren Obam’schen Schlendrians hat sich viel Staub angesammelt.
Schlechte Aussichten für 11 Millionen Papierlose. Für all die aufmüpfigen Journalisten. Oder die Homosexuellen, die Kinder kriegen wollen. Für Pazifisten, Veganer oder Wissenschafter, die nicht an Gott glauben. Für das Ostküsten-Establishment. Und ganz generell für Menschen, die auf ein Mindestmass an Anstand und Verlässlichkeit in der Politik pochen.
Gute Flüchtlinge, viele gute Flüchtlinge
Nun ist des einen Leid des anderen Freud. Denn endlich kommen gute Flüchtlinge nach Europa, viele, sehr viele sogar. Vielleicht sogar mehr als derzeit aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Afrika zusammen. Sprachlich homogen, einigermassen gebildet, einige reich, die meisten tüchtig und kulinarisch an einfache Kost gewohnt. Zugegeben, kulturell sind sie etwas eigen, die Amis. Aber für die Integration hilft es, dass es auch in Europa an jeder Kreuzung einen McDo gibt.
Es dauert wieder ein bisschen, bis sich die Union auf einen Verteilschlüssel geeinigt hat. Weil die Ungarn alle Nobelpreis-Träger wollen, die Deutschen nur die Besten des MIT, die Iberer in hispanischer Solidarität alle Mexikaner. Die hätten aber auch ganz gerne die Griechen. Weil sie einfach besser für die Olivenernte taugen als die hitzeempfindlichen Polen und Slowaken. Die wiederum buhlen um jene wohlhabenden jüdischen Familien, die vor Generationen aus Osteuropa flohen, weil sie von den Nazis verfolgt wurden. Die Schweden nehmen gleich alle Angestellten der Uno und ihrer Unterorganisationen auf, weil irgendwie neutral und so sympathisch gutmenschlich. Die Iren integrieren einen guten Teil des NYPD, das Bel Paese ganz Little Italy plus Scorsese, Ennio Morricone und Robert de Niro. Die Briten bekommen die Kadetten von West Point und einen Flugzeugträger mit Besatzung. Einzig die Franzosen, die stehen mit verschränkten Armen an der Seitenlinie und rufen „Non!“. Und eilen ins Weisse Haus, um Trump zu beknien, er möge seine Politik der Ausgrenzung beenden und den Flüchtlingsstrom stoppen.
Portugal wird zum „place to be“
Die Kommission muss eine Kopfprämie festlegen, weil es Streit um die Kontingente gibt. Die, die bekommen, müssen pro Flüchtling 250’000 Euro an jene zahlen, die leer ausgehen. Belgien wird zum Nettoempfänger, weil kein Amerikaner freiwillig im Regen Moules frites essen mag. Auf den Azoren werden derweil Hot-Spots eingerichtet, um die völlig erschöpften Bootsflüchtlinge nach der Querung des Ozeans menschenwürdig unterbringen zu können. Portugal ist über Nacht seine Staatsschulden los und der „place to be“ der Alten Welt.
Und alle rufen „Angie!“
Als Zeichen der Willkommenskultur errichten die Einwohner Lissabons am Hafen eine Bronzeskulptur. Grösser als die Freiheitsstatue. Sie trägt mütterlich-germanische Züge, den Blick nach Westen gerichtet. Und berichtet wird, dass die Ankömmlinge aus der Neuen Welt bei ihrem Anblick jeweils begeistert „Angie!“ rufen.
In leicht gekürzter Fassung erstmals in der Sonntagszeitung erschienen